Stuttgart kann auf eine ruhmreiche Ballettgeschichte blicken, deren Anfänge bereits am württembergischen Hof im 17. Jahrhundert liegen und ihren ersten Höhepunkt im 18. Jahrhundert erreichten. Von 1759 bis 1766 wirkte der Ballettreformer Jean-Georges Noverre (1727-1810) – berufen von Herzog Carl Eugen – in Stuttgart. Noverre pochte einst darauf, das Ballett von virtuosen Divertissements zu befreien und stattdessen realistische Gefühle durch Tanz zu vermitteln. Das theatral-erzählerische ballet d’action sollte den Ausbruch von Gefühlen auf der Bühne wie im Zuschauerraum bewirken und gab so den Anstoß zur Entwicklung der Gattung des Handlungsballetts.

Weitere Persönlichkeiten wie der Ballettmeister Filippo Taglioni (1777-1871) oder der Künstler Oskar Schlemmer (1888-1943) machten Stuttgart im Südwesten Deutschlands im 19. und frühen 20. Jahrhundert zu einem der angesehensten Zentren des Tanzes in Europa. Nach 1945 trugen zahlreiche Gastspiele ausländischer Ballettcompagnien aus New York, Paris, London und Russland dazu bei, in Stuttgart das öffentliche Interesse am klassischen Tanz wach zu halten. 1957 wurde Nicolas Beriozoff, ehemaliger Tänzer des Ballet Russe de Monte Carlo, als Ballettmeister für das Ballettensemble des Württembergischen Staatstheaters in Stuttgart engagiert. Beriozoff vergrößerte die Compagnie und definierte ihr Repertoire neu, indem er abendfüllende Klassiker wie Dornröschen, Schwanensee und Der Nussknacker inszenierte.