International ist das Stuttgarter Ballett seit eh und je. Wenn Elisa Badenes aus Spanien und Friedemann Vogel aus Deutschland oder Anna Osadcenko aus Kasachstan und David Moore aus England die Hauptrollen in John Crankos Onegin tanzen, sprechen ihre Körper eine Sprache ohne Worte. John Cranko hat ein Drama konzipiert, das sich dem Publikum intuitiv erschließt. Und den TänzerInnen? Auch bei ihnen zählt auf der Bühne allein das Gefühl. Bis jedes Detail mit dem Partner abgestimmt ist, wird im Ballettsaal an jedem noch so kleinen Handgriff gefeilt. Der Arm von außen oder von Innen? Eine Fußlänge Abstand, eine Beinlänge oder etwas dazwischen? Mehr Druck? Weniger Schwung?
Bei diesen Tüfteleien hilft Sprache dann doch und das heißt für den Ballettsaal meist Englisch. Denn beim Stuttgarter Ballett treffen sich in der Spielzeit 2021/22 25 Nationen. Aufgewachsen sind die TänzerInnen in Belgrad und Buenos Aires, Moskau und Monterrey, Tokio und Toronto, Venedig und Vancouver. Manche besuchten schon in jungen Jahren Akademien fernab der Heimat, reisten auf Wettbewerbe und ergatterten im seltensten Fall ein Engagement vor der elterlichen Haustür – wobei Ausnahmen wie Friedemann Vogel oder Clemens Fröhlich die Regel bestätigen. Das gilt heutzutage für die meisten Tanzcompagnien auf internationalem Parkett. Selbst an ehrwürdigen Häusern wie in Paris oder Moskau öffnen sich die Pforten für ausländische Talente. Wer in der Ballett-Champions-League spielen will, braucht die Besten der Besten. Egal welcher Pass, einzig das Können zählt.
Bunt gemischt ist das Stuttgarter Ballett seit John Cranko. Er selbst hatte einen weiten Weg hinter sich: Geboren in Südafrika startete er seine Karriere in London. In Stuttgart sorgte der Globetrotter als neuer Ballettdirektor ab 1961 für frischen Wind in der Truppe. Für ihn zählten alleine tänzerische Qualität, künstlerischer Ausdruck und die richtige Chemie – so wie mit seiner großen Muse, der Brasilianerin Marcia Haydée. Sie wiederum hat die Compagnie in ihrer Zeit als Direktorin noch internationaler gemacht. Wirft man einen Blick zurück, entdeckt man in alten Compagniebüchern Frauen wie Jean Allenby aus Rhodesien (die heutige Republik Simbabwe in Südafrika), Kathryn Bennets aus Australien, Nora Kimball aus den USA oder Männer wie John Alleyne aus Barbados in der Karibik, Christopher Boatwright aus den USA und Tunc Sökmen aus der Türkei. Daneben gehörten weiterhin Deutsche – und sogar Stuttgarter Ur-Gewächse wie Christine Bürkle oder Hella Heim – zum Ensemble.
Diese internationale Mixtur hat sich in Stuttgart seit 60 Jahren bewährt – genauso wie John Crankos Ballette. Manch ein Neuankömmling braucht zwar Eingewöhnungszeit im Schwabenländle, aber wen wundert das, wenn jemand etwa aus einer Metropole wie Toronto in das vergleichsweise beschauliche Stuttgart wechselt? Google-Maps-Erkundungen, wie sie der Brasilianer Adhonay Soares da Silva vor seinem Umzug nach Stuttgart machte, mögen den ersten Schock lindern, wirken aber nicht als Prophylaxe gegen Heimweh. Doch ausgehend vom Theater, der Bühne und dem Ballettsaal wird es im Kessel schnell heimelig. Das gemeinsame Ziel der bestmöglichen Aufführung eint sie alle.
Pia Boekhorst
Bei diesen Tüfteleien hilft Sprache dann doch und das heißt für den Ballettsaal meist Englisch. Denn beim Stuttgarter Ballett treffen sich in der Spielzeit 2021/22 25 Nationen. Aufgewachsen sind die TänzerInnen in Belgrad und Buenos Aires, Moskau und Monterrey, Tokio und Toronto, Venedig und Vancouver. Manche besuchten schon in jungen Jahren Akademien fernab der Heimat, reisten auf Wettbewerbe und ergatterten im seltensten Fall ein Engagement vor der elterlichen Haustür – wobei Ausnahmen wie Friedemann Vogel oder Clemens Fröhlich die Regel bestätigen. Das gilt heutzutage für die meisten Tanzcompagnien auf internationalem Parkett. Selbst an ehrwürdigen Häusern wie in Paris oder Moskau öffnen sich die Pforten für ausländische Talente. Wer in der Ballett-Champions-League spielen will, braucht die Besten der Besten. Egal welcher Pass, einzig das Können zählt.
Bunt gemischt ist das Stuttgarter Ballett seit John Cranko. Er selbst hatte einen weiten Weg hinter sich: Geboren in Südafrika startete er seine Karriere in London. In Stuttgart sorgte der Globetrotter als neuer Ballettdirektor ab 1961 für frischen Wind in der Truppe. Für ihn zählten alleine tänzerische Qualität, künstlerischer Ausdruck und die richtige Chemie – so wie mit seiner großen Muse, der Brasilianerin Marcia Haydée. Sie wiederum hat die Compagnie in ihrer Zeit als Direktorin noch internationaler gemacht. Wirft man einen Blick zurück, entdeckt man in alten Compagniebüchern Frauen wie Jean Allenby aus Rhodesien (die heutige Republik Simbabwe in Südafrika), Kathryn Bennets aus Australien, Nora Kimball aus den USA oder Männer wie John Alleyne aus Barbados in der Karibik, Christopher Boatwright aus den USA und Tunc Sökmen aus der Türkei. Daneben gehörten weiterhin Deutsche – und sogar Stuttgarter Ur-Gewächse wie Christine Bürkle oder Hella Heim – zum Ensemble.
Diese internationale Mixtur hat sich in Stuttgart seit 60 Jahren bewährt – genauso wie John Crankos Ballette. Manch ein Neuankömmling braucht zwar Eingewöhnungszeit im Schwabenländle, aber wen wundert das, wenn jemand etwa aus einer Metropole wie Toronto in das vergleichsweise beschauliche Stuttgart wechselt? Google-Maps-Erkundungen, wie sie der Brasilianer Adhonay Soares da Silva vor seinem Umzug nach Stuttgart machte, mögen den ersten Schock lindern, wirken aber nicht als Prophylaxe gegen Heimweh. Doch ausgehend vom Theater, der Bühne und dem Ballettsaal wird es im Kessel schnell heimelig. Das gemeinsame Ziel der bestmöglichen Aufführung eint sie alle.
Pia Boekhorst


Fotos: Porträts (oben) © Carlos Quezada und Roman Novitzky; die Compagnie vor dem Stuttgarter Opernhaus und bei Proben auf der Bühne © Roman Novitzky
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