Der Choreograf Hans van Manen ist im Alter von 93 Jahren verstorben. Kaum ein anderer hat während seiner Karriere die Ballettwelt derart nachhaltig beeinflusst wie der Niederländer Hans van Manen.

Hans van Manen begann seine künstlerische Laufbahn zunächst als Maskenbildner, bevor er 1951 zum Tanz fand. Später sammelte er Erfahrungen beim Amsterdamer Opernballett und bei Roland Petits Les Ballets de Paris. 1957 feierte er mit Feestgericht sein choreografisches Debüt. Ab den 1960er-Jahren prägte er als Tänzer, Choreograf und zeitweise Künstlerischer Leiter das Nederlands Dans Theater und arbeitete eng mit dem Niederländischen Nationalballett zusammen. Seit 2005 war er Hauschoreograf des Niederländischen Nationalballetts.

In seiner fast 60 Jahre währenden Karriere hat Hans van Manen über 150 Ballette geschaffen, die bis heute zum festen Repertoire von über 50 Compagnien weltweit gehören. Seine Werke stehen für die Erneuerung des neoklassischen Balletts aus dem Geist einer modernen Bewegungssprache.

Jenseits der Niederlande verfügt das Stuttgarter Ballett über eines der größten Van-Manen-Repertoires weltweit. Marcia Haydée initiierte während Zeit als Stuttgarter Ballettdirektorin die Zusammenarbeit und konnte ab 1981 seine Stücke für die Stuttgarter Bühne gewinnen. Im Repertoire des Stuttgarter Balletts stellen seine Werke seitdem eine tragende Säule dar: Die Compagnie tanzte bisher fast 30 Stücke des Choreografen, eigens für das Stuttgarter Ballett kreierte van Manen Corps (1985), Shaker Loops (1987) und Sound of Music (1988). Ab Mitte der 1990er-Jahre wurde das Repertoire um weitere Stücke des Niederländers erweitert, unter anderem um Kleines Requiem, Solo, Two Pieces for Het, Variations for Two Couples, und zuletzt Kammerballett. Hans van Manen war über viele Jahre hinweg ein regelmäßiger Gast in Stuttgart. Zuletzt kehrte er im Mai 2025 für die Einstudierung und Premiere des Ballettabends FÜNF FÜR HANS an das Stuttgarter Ballett zurück.

Tamas Detrich, Intendant des Stuttgarter Balletts, sagt zu diesem Verlust: „Hans van Manen war für mich nicht nur einer der bedeutendsten Choreografen unserer Zeit, sondern auch ein Freund. Dass er noch im Mai bei uns in Stuttgart gearbeitet hat, macht seinen Tod besonders schmerzlich, aber ich bin auch glücklich, dass wir ihn in diesem Jahr mit dem Ballettabend FÜNF FÜR HANS ehren konnten. Er hat das Stuttgarter Ballett über Jahrzehnte hinweg entscheidend geprägt – künstlerisch wie menschlich. Sein Herz war groß. Wir haben ihm viel zu verdanken und werden ihn nie vergessen.“

Das gesamte Stuttgarter Ballett trauert um den Verlust dieser Ballettlegende. Unsere Gedanken sind bei der Familie und den Freunden von Hans van Manen, er wird für immer ein wichtiger Teil der Stuttgarter Ballett Familie sein.
Hans van Manen in den Proben mit Friedemann Vogel und Elisa Badenes