Onegin

Ballett von John Cranko nach Alexander Puschkin

Onegin

Ballett von John Cranko nach Alexander Puschkin
Onegin bricht erst der jungen Tatjana das Herz und dann letztlich auch sein eigenes. Er spaziert als arroganter Schnösel durchs Leben und erkennt nicht, was für eine begehrenswerte Frau hinter dem vermeintlich langweiligen Mädchen steckt. Jahre später will er sie erobern und muss bitter erfahren, dass er seine Chance verpasst hat. Während er sein Leben vergeudet hat, ist sie ihren Weg gegangen. Obwohl sie im tiefsten Inneren noch Gefühle für ihn hegt, weist sie ihn ab. Ihre Entwicklung, ihr Ringen und ihre Entscheidung machen sie zu einer der stärksten Frauenpersönlichkeiten des Ballettrepertoires.

Angelehnt an den Versroman Eugen Onegin von Alexander Puschkin erzählt John Cranko die Geschichte nur durch Bewegungen. Wie ein offenes Buch entfaltet sich die Handlung vor den Augen des Publikums. Das Stück, das zu den Signaturwerken des Stuttgarter Balletts zählt, eröffnet in wechselnden Besetzungen immer wieder neue Blicke auf die vielschichtigen Charaktere. Nicht nur Onegin und Tatjana, sondern auch die anderen Rollen laden das Publikum ein, neue Nuancen der Interpretation zu entdecken.

Bühnenbild und Kostüme schuf Jürgen Rose detailreich und mit viel Gefühl für Stimmungen. Naturidylle und Landfest bringt er genauso präzise, farbenfroh und aufwändig auf die Bühne wie den aristokratischen Ball. Ebenso abgestimmt auf die Handlung führt Peter Tschaikowskys eingängige Musik durch das Geschehen. Die Dramatik steigert sich unaufhaltsam in Klängen und Schritten, sodass am Ende kein Auge trocken bleibt – weder auf der Bühne, noch im Publikum.

Handlung

I. Akt
1. Szene
Im Garten Madame Larinas
Tatjana und Olga tanzen mit ihren Freundinnen. Ein altes Spiel wird gespielt: wer in den Spiegel blickt, sieht den künftigen Geliebten. Bei der fröhlichen Olga bewahrheitet sich der Aberglaube, sie erblickt ihren Verlobten, den Dichter Lenski. Als ihre Schwester, die schwermütige Tatjana, das Spiel wiederholt, sieht sie im Spiegel Onegin, der – von Lenski eingeführt – seinen Antrittsbesuch bei Madame Larina macht. Tatjana verliebt sich augenblicklich in Onegin. Die beiden Freunde sollen sich am Tanz beteiligen; Onegin wendet sich gelangweilt von Tatjana ab.

2. Szene
Tatjanas Schlafzimmer
Tatjana schreibt einen Brief an Onegin, in dem sie ihrer schwärmerischen Liebe zu dem fast unbekannten Mann Ausdruck gibt. Als sie in ihren Spiegel blickt, erfüllt sich ihr Wunschtraum: Onegin erscheint und erwidert ihre Liebe.
II. Akt
1. Szene
Im Haus Madame Larinas
Tatjana feiert ihren Geburtstag mit einem Fest, an dem auch Onegin und Lenski teilnehmen. Endlich hat Tatjana Gelegenheit, Onegin zu fragen, ob er ihren Brief erhalten habe; als Antwort zerreißt Onegin den Brief vor ihren Augen. Er verletzt sie noch mehr, indem er Olga den Hof macht. Fürst Gremin, ein Freund der Familie Larina, versucht zu vermitteln. Onegin jedoch widmet sich allein Olga; daraufhin fordert ihn der brüskierte Lenski zum Duell.

2. Szene
Ein verlassener Park
Tatjana und Olga beschwören Lenski, auf das Duell zu verzichten. Auch Onegin ist zur Versöhnung bereit. Doch Lenski besteht unnachgiebig auf seiner Herausforderung. Onegin tötet Lenski.
III. Akt
1. Szene
Ballsaal des Fürsten Gremin
Zehn Jahre sind vergangen. Tatjana ist die Frau des Fürsten Gremin geworden. Auf dem Ball, den Gremin gibt, erscheint auch Onegin. Er ist vom Leben enttäuscht worden und hat erkannt, dass er mit Tatjana die einzige echte Liebe seines Lebens verschmäht hat. Als er Tatjana wiedersieht, hofft er, ihre einstigen Gefühle für ihn wiederzufinden. Doch Tatjana wendet sich überlegen ab.

2. Szene
Tatjanas Boudoir
Onegin hat sich brieflich bei Tatjana angemeldet; diese will die Begegnung vermeiden, doch ihre Bitte an den sorglosen Gatten, sie an diesem Abend nicht zu verlassen, bleibt vergeblich. Onegin kommt und beteuert ihr nun seine Liebe. Im Kampf mit ihren Gefühlen siegt in Tatjana die Einsicht, dass Onegins haltloser Charakter ihrer Liebe nicht wert ist: sie zerreißt seinen Brief. Verzweifelt stürzt Onegin davon, verzweifelt bleibt Tatjana zurück

Weitere Stücke in dieser Spielzeit

Der Tod in Venedig

von Benjamin Britten

Anna Karenina

Ballett von John Neumeier, inspiriert von Leo Tolstoi
Ballettabend

NACHT/TRÄUME

Girelli / Riva & Repele / Goecke / Adorisio